Antrag zur Hiebsatz-Berücksichtigung

Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN

Aufgrund des katastrophalen Borkenkäferbefalls beschließt die Gemeindevertretung den von Hessenforst vorgelegten Waldwirtschaftsplan 2019
für den Glashüttener Gemeindewald gemäß Anlage sowie die vorgelegte Hiebsatz- und Einschlagsplanung für das Jahr 2019 nur unter folgenden
einschränkenden Maßgaben:

  1. Der im FEW vorgegebene und festgeschriebene Hiebsatz von 9,2 Vfm/ha/Jahr darf unter keinen Umständen überschritten werden.
    Sämtlicher auf Borkenkäfer- und sonstigen Schädlingsbefall notwendiger Einschlag ist genau zu vermessen, zu berechnen und
    vom Hiebsatz in Abzug zu bringen.
  2. Aufgrund der bereits vorhandenen multiplen Stressfaktoren im Gemeindewald ist zunächst für das Jahr 2019 der vorgesehene
    Einschlag von Laubholz zu reduzieren, soweit dies vorhandene Lieferverpflichtungen zulassen. Ausgenommen hiervon ist der
    geplante Pflegeeinschlag mit der Beseitigung kranker, zu eng stehender oder wertloser Bäume mit Stamm-Ø von 10–20 cm.

 

Begründung:

Das Jahr 2018, insbesondere der Sommer mit seinen sehr hohen Temperaturen und keinerlei Niederschlägen, hat den Gemeindewald extrem gestresst
und für einen katastrophalen Befall von Borkenkäfern insbesondere in den Fichtenbeständen gesorgt. Der Notfallplan führte zu einem extremen Einschlag
des Glashüttener Fichtenbestandes, der weit über den Planansatz liegt und noch nicht abgeschlossen ist. Um den gesamten Hiebsatz nicht zu überschreiten,
soll die möglicherweise bestehende Differenz durch einen reduzierten Einschlag des Laubholzbestandes erfolgen (Pflegemaßnahmen ausgenommen).
Damit wird auch ein Beitrag für die Nachhaltigkeit des Waldes und seiner Bewirtschaftung geleistet.

Das nationale Marktüberangebot führt zu einem starken Preisverfall, der für die einzelnen Gemeinden nicht beeinflussbar aber haushaltswirksam ist.

 

Vollständiger Antragstext zum download

 

Begründung:

Der Glashüttener Kommunalwald stellt mit einer Fläche von 551 ha den mit Abstand größten Vermögensposten der Gemeinde dar.
Nachdem in früheren Zeiten die Beförsterung durch die damalige Hessische Forstbehörde durchaus im Sinne der Gemeinde mit relativ
schonenden Einschlagsmethoden und mit zahlreichen Wald- und Wegpflegemaßnahmen mit eigenen Waldarbeitern durchgeführt wurde,
hat sich dies im vergangenen Jahrzehnt grundlegend geändert. Durch die Einführung des landeseigenen und gewinnorientierten Betriebes
HESSENFORST haben drastische, am kurzfristigen finanziellen Ertrag orientierte Rationalisierungsmaßnahmen wie Großmaschineneinsatz
und Abschaffung der Waldarbeiter in unserem Gemeindewald, wie auch im gesamten Hochtaunusbereich, deutlich sichtbare Spuren hinterlassen.
Der Ertrag für die Gemeinde hat sich dennoch nicht einmal nennenswert erhöht.

Beispiele aus Nachbarkommunen, z.B. in Bad Homburg, zeigen, dass man mit einer eigenständigen Beförsterung das Potential hat,
den Wald schonender zu bewirtschaften und dennoch einen höheren Ertrag erzielen kann. Dies mag auch damit zusammenhängen,
dass die Ziele von HESSENFORST als landeseigenem Betrieb nicht in jedem Fall mit den Zielen der Gemeinde übereinstimmen und
somit durchaus Interessenkollisionen vorliegen können, die dann nicht im Sinne der Gemeinde entschieden werden.

Das gesamte Thema geistert jetzt seit etlichen Jahren durch die Gemeindegremien. Immer wieder in Aussicht gestellte Berichte oder Vorlagen hierzu
wurden mit Hinweis auf bevorstehende Waldwirtschaftspläne oder die anstehende Neufassung des Forsteinrichtungswerkes seit Jahren hinausgeschoben.
Der Zustand des Waldes als Erholungsraum für unsere Bürger wird immer unerfreulicher, die langfristigen Schäden durch den Großmaschineneinsatz nehmen zu.
Der wirtschaftliche Ertrag steht in keinem guten Verhältnis dazu.

 

Die Vorlage der angeforderten Informationen soll einer fundierten und ergebnisoffenen Beratung in den Gemeindegremien dienen.
Die erfolgte Neuwahl der Gemeindevertretung ist geeigneter Anlass, der neuen Gemeindevertretung sollen so schnell wie möglich
die notwendigen Informationen für eine verantwortungsvolle Entscheidung an die Hand gegeben werden.